19.06.2022

Neuntklässler besuchen den Minett Park Fond-de-Gras



Im Rahmen eines Sonderprogramms für die aktuellen Hauptschulabsolventen fand am Freitag, den 17.06.22, ein Ausflug zum ehemaligen Bergbauzentrum Fond-de-Gras in Luxemburg statt.

Die Fahrt startete in Pétange-Gare über die alte Linie „Ligne des Minières“ mit einem historischen Triebwagen.

Angekommen in Fond-de-Gras zeigte der Schüler Luca Thill, der in seiner Freizeit ehrenamtlich Touristenzüge steuert, gemeinsam mit Direktor Frédéric Humbel, wo ab 1875 bis in die 1960er Jahre Eisenerz abgebaut wurde und zu verschiedenen Eisen- und Stahlwerken in Luxemburg, Deutschland und Belgien abtransportiert wurde. Die Schüler lernten hier eindrücklich, dass Luxemburg erst in der jüngeren Geschichte ein wichtiger Finanzplatz geworden ist, der Süden Luxemburgs jedoch davor vom Bergbau lebte.

Zunächst besichtigten die Schüler das historische Bahnhofsgebäude und konnten sich dann Loren, lux. „Buggys“, ansehen, mit denen das Eisenerz aus den Stollen gefahren wurde.

Dann besichtigten sie die Paul-Wurth-Halle, eine Elektrizitätshalle, die die verschiedenen Werkstätten mit Strom versorgte sowie die Walzstraße, die zwischen 1913 und 1989 Schienen herstellte. Eindrücklich schilderte M. Humbel, von welcher Qualität diese Apparaturen waren. Tauscht man heute sein Handy gerne mal alle 2 Jahre gegen ein neues Gerät aus, so war diese Walzstraße 76 Jahre in Betrieb.

Weiter ging es zum Gasthaus „Bei der Giedel“, das 1880 vom Bergarbeiter Léonard Mullesch errichtet wurde. Seine Frau schenkte dort den Bergarbeitern nicht nur das ein oder andere Feierabendgetränk aus, sondern kümmerte sich auch wie eine Patentante (lux. Giedel) um die noch sehr jungen Mienenarbeiter. Bereits mit 15 Jahren konnte man unter Tage fahren.

Eine Anekdote interessierte die Schüler in diesem Zusammenhang besonders: Um zu verhindern, dass die fragilen Stollen zusammenbrachen, wurden diese mit Tannenstämmen abgesichert. Wurden diese nicht mehr benötigt, konnte sich jeder Bergmann ein Stück Holz für den heimischen Ofen mit nach Hause nehmen. Da der Lohn im Gasthaus ausgezahlt wurde und die Männer gerne nach der Arbeit dort versackten, schickten die Frauen ihre Kinder zum Bistro, um wenigstens einen Teil des Lohns zu retten und um vor allem das Stück Holz mitzunehmen, das die Männer vor der Tür liegen lassen musste. 

Neben dem Bistro befindet sich die épicerie Victor Binck. In diesem wunderschön restaurierten Krämerladen, der bestückt ist mit originalen Lebensmittel-Verpackungen, alten Blechdosen, historischen Kassen und Waagen erlebten die Schüler eine echte Reise in die Vergangenheit. Im Krämerladen Binck wurden damals verschiedene Lebensmittel an die Mienenarbeiter und die Führungskräfte verkauft. Während „Unverpackt“-Läden heutzutage eine kleine Renaissance erlebten, war es damals üblich, sich kleine Mengen an Lebensmitteln abwiegen zu lassen. Neben Getreide, Nüssen und Gewürzen gab es bei Binck auch eine Schublade mit Polenta, italienischem Maismehl, was sich dadurch erklären lässt, dass neben Deutschen und Polen zu jener Zeit viele Italiener im „Minettbecken“ gearbeitet haben.

Zum Abschluss zeigte Luca seinen Mitschülern noch die historischen Dampf- und Diesellokomotiven, die er für die Touristen steuert. Zurück ging es dann mit dem Triebwagen nach Pétange-Gare.

Wir bedanken uns für einen abwechslungsreichen und informativen Vormittag!



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